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Portrait Eselsohr 04/2012

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Portrait Eselsohr 04/2012

"Eselsohr" is THE Magazine for the German Children's Book Industry.

In this month's edition there is a profile of me and my work. The Magazine is illustrated throughout with my illustrations.

In der Eselsohr-Galerie stellen wir Ihnen dieses Mal Henning Löhlein vor.

Neben einem Portrait von mir, ist die Ausgabe sowie das Cover durchgängig mit meinen Bildern illustriert.

Der fröhliche Tourist

Ob im nieseligen Frankfurt oder im sonnigen Bologna - auf Buchmessen geht es in der Regel eher gesch¨ftig als lustig zu. Schließlich treffen hier Kreative auf Verlagsleute und die nehmen sich beiderseits meistens bierernst. Wenn also von einem Stand lautes Gelächter ertönt, dann sollten Sie sich schleunigst dazu gesellen. Um mit großer Wahrscheinlichkeit einen Ausnahme-Illustrator kennenzulernen: Henning Löhlein.

Der 1965 in Bonn geborene Wahl-Engländer wird Sie bestimmt herzlich in die Gesprächsrunde aufnehmen, denn zu seinen vielen liebenswerten Eigenschaften gehören u.a. eine große Portion Neugier auf fremde Menschen und ein ausgesprochen integrierendes Wesen. Vielleicht liegt es daran, dass er sich gleich nach seiner Schulzeit auf den Weg nach  Südfrankreich gemacht hat, um in der Ecole d'Art de Toulon ein zweijähriges Kunst- und Grafikgrundstudium zu absolvieren. Danach zog es ihn weiter nach Marseille auf die Ecole des Beaux Arts, Fachrichtung Kommunikationsdesign. Doch schon nach einem Jahr lockte ihn ein Erasmus-Austausch nach Bristol, der ihm ermöglichte, England und "Illustration" als eigenen Studiengang zu entdecken. Zur Ergänzung studierte Henning Löhlein an der University von Brighton noch Editorial Design und narrative Illustrtion. Im englischen Humor fühlte er sich so zu Hause, dass er sich schließlich im Zentrum von Bristol in einer Ateliergemeinschaft niederließ und eine Familie gründete.

Wer so viel wandert, muss offen für Neues sein. Oder wandert, wer Neugier nach Neuem in sich trägt? Müßig die Frage nach Henne oder Ei, viel interessanter sind die Küken, die dabei schlüpfen. In diesem Fall die Bücherkinder. Denn nach vielen, doppelbödigen witzigen Arbeiten für renommierte Zeitungen und Magazine wie den Guardian oder Hörzu, forderten die Tiercharaktere von Henning Löhlein eine breitere Bühne, um sich zu pruasentieren. Dass in ihnen mehr Power, als ein Editorial-Eintagsfliegenleben steckt, bewies nicht zuletzt der Börse Online DAchs, der nun als reinrassiges Stofftier mit adelndem Knopf im Ohr in ausgewählten Börsianer-Lofts leben darf. Als zwangsläufige Konsequenz seiner künstlerischen Entwicklung brütetet Henning Löhlein 2005 mit der Autorin Adriana Dorsett das erste Bilderbuch aus: Ein Held im Schafspelz. Mit dem blökenden Helden in der Mappe machte sich der Illustrator (wie so gerne) auf den Weg und fand auch prompt den Altberliner Verlag als Herausgeber. Dieser erste Verlag verschied wie manch anderer seiner kleinen Kollegen, doch die tierischen Helden von Henning Löhlein starteten von da ab ihren Siegeszug. 22 Bilder- und Geschenkbücherund acht Erstleser kann man inzwischen auf Löhleins Homepage (www.Lohlein.com) zählen, das jüngste Baby bei Thienemann heißt Tom, der Hase aus dem All (siehe Eselsohr 03/2012, S.7). Dazu die Editorials und eine Reihe freier Arbeiten für die jährliche Ausstellung in der GAllerie der Ateliergemeinschaft.

Um so viele zu produzieren, braucht man Tempo. Das findet sich tatsächlich in Henning Löhleins Bildern, doch nicht, weil sie hingerotzt wirken. Im Gegenteil - aus seinen Acrylgemälden schimmert immer noch der Einfluss der soliden französischen Grundausbildung durch, die einen Schwerpunkt auf das ausgearbeitete Malerische legt. Danach wird das Handwerk allerdings durch den Computer "gedreht", der es ermöglicht Fehler einfach zu retouchieren und mit Stempeln and Skizzen zu experimitieren.

Doch selbst die schnellste Technik wuurde ohne gute Einfälle nichts nützen. Dass es Löhlein an diesen nicht mangelt, beweist er uns, indem er auch verlagstypischen Themen-Texten wie Willy - Mama wollte doch winken (Thienemann 2011) ein dynamisches Bildfeuerwerk zündet. Noch schöner wird es, wenn sich an der Seite des kritischen Malers auch der Autor traut, die Nicht-heile-Welt wörtlich zu benennen und gegebenfalls einen Miesepeter im Kuhbauch verschwinden lässt, wie Werner Holzwarth in Kleeorg und Kleeopatra (Bajazzo 2011).

Mithilfe seiner vermenschlichten Tierwelt bringt der Illustrator den Leser dazu, Alltagssituationen in neuem Licht zu sehen. "Ich lebe so gerne im Ausland, weil man dort immer ein bißchen Tourist bleibt ... nie ganz dazu gehören wird. Und immer den Blick des Aussenstehenden haben wird." Das ist es nämlich, was er gerne möchte. und das sit es vielleicht auch, was das Geheimnis seines Erfolges ausmacht: Keine großen Gesten, keine abgehobenen Geschichten. Hening Löhlein nimmt uns an der Hand und zeigt uns mit feiner, englischen Ironie, mit deutscher Bodenständigkeit, mit französischer Lebenslust, dass unser Sein zwar Macken hat, aber auch lebenswert ist.

So wie es auf den Buchmessen durchaus lustig sein kann. Wenn man das nicht unwahrscheinliche Gluuck hat, ihn dort zu treffen.

Annette Roeder

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